Hamburg: Mit der Hochbahn über die Elbe?

blaueelbbruckeIm Rahmen des Lichtspektakels „Blue Port“ wurde auch die Freihafen-Elbbrücke mit einem blauen Lichtband geschmückt.

[21. März 2014] Am 23.6.2013 hatten wir unter diesem Link über den Spatenstich der U4-Verlängerung zu  den Elbbrücken berichtet. Die Details dieser Neubaustrecke sind hier zu finden.

elbbruckeSo sahen die Planungen für die Freihafen-Elbbrücke im Jahr 1926 aus, mit vier Hochbahngleisen in der oberen Etage.

Vor gut 100 Jahren sollte die Hochbahn schon einmal bis hierher fahren und auch die Elbe überqueren. Der Neubau der Freihafen-Elbbrücke war schon vor dem ersten Weltkrieg beschlossen und in Angriff genommen worden. Bis Mitte des Jahres 1916 wurden die Widerlager und die Strompfeiler und auch die Eisenkonstruktion für die südliche Stromöffnung fertiggestellt. Dann musste der Weiterbau auf Anordnung der Heeresverwaltung unterbrochen werden. Erst sechs Jahre nach Kriegsende wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und die 471 Meter lange Brücke schrittweise bis 1926 fertiggestellt.

Damit war endlich ein durchgehender Verkehr zwischen den rechts- und linkselbischen Freihafenteilen möglich. Zuvor mussten bis zu 100.000 Strassenfuhrwerke pro Jahr den jeweiligen Hafenteil verlassen, zolltechnisch gesichert und von Zollbeamten über die „Neue Elbbrücke“, der Strassenbrücke aus dem Jahr 1887, begleitet werden, um auf der anderen Elbseite wieder in den anderen Freihafenbereich zu gelangen.
Neben dem Strassenverkehr mussten vor der Inbetriebnahme der Freihafen-Elbbrücke  jährlich auch bis zu 5.000 Eisenbahnwagen von einem zum anderen Ufer befördert werden. Auch diese wurden jeweils aus dem Freihafengebiet geholt, über die im Zollinland liegende Eisenbahnbrücke auf die andere Elbseite gefahren und dort wieder in das andere Freihafengebiet verbracht. Die Freihafen-Elbbrücke hatte daher neben vier Fahrspuren für den Straßenverkehr auch ein Gleis der Hafenbahn aufzuweisen.

fhelbbruckeDie Freihafen-Elbbrücke heute: Gut zu sehen ist die obere Etage, auf der allerdings niemals Züge gefahren sind.

Als Besonderheit gegenüber den anderen Hamburger Elbbrücken hat die Freihafen-Elbbrücke noch eine zweite Ebene aufzuweisen, die zur Aufnahme von Gleisen der Hamburger Hochbahn (der heutigen U-Bahn) vorgesehen waren. Zunächst war an eine Strecke nach dem südlichen Freihafengebiet gedacht, die in einem großen Bogen den Obehafenkanal und den Verschiebebahnhof am Versmannkai überqueren und die Häfen des südlichen Elbufers mit dem nördlichen Stadtgebiet verbinden sollte. Neben diesen Planungen waren zwei weitere Gleise vorgesehen, die „der voraussichtlichen Entwicklung Groß-Hamburgs Rechnung tragen“ sollten. Dazu sollte es aber nicht mehr kommen.

Heute ist die Freihafen-Elbbrücke eine reine Strassenbrücke. Mit der Erweiterung der Hafen-City und der Auflösung des Freihafens sind alle Hafenbahngleise auf dem nördlichen (rechten) Elbufer verschwunden. Sollte die Hochbahn in der Zukunft einmal beschliessen, die U4 über die Norderelbe hinweg auf die Elbinsel Wilhelmsburg zu verlängern, wird neben der Freihafen-Elbbrücke wohl eine weitere Brücke gebaut werden.

Text/Fotos/Skizze: Dierk Lawrenz


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