Umleiterverkehr in Franken
Zu den „Starzügen“ im Regnitztal gehört der ICE 1105/1104, der aus den Wagen des ehemaligen Metropolitan gebildet wird. Seit März 2011 gehört dieser Exot zu den gerne fotografierten Abwechslungen in Franken. Derzeit fährt der Zug „930“ mit nur sechs anstelle sieben Wagen.
[24. April 2012] Bauarbeiten zwischen Gemünden und Würzburg und hierdurch notwendige, weiträumige Umleitungen des Güterverkehrs bescherten der Kursbuchstrecke 820 Bamberg—Forchheim/Ofr—Fürth/Bay über Ostern 2012 einen sehr intensiven Verkehr.
Neben den planmäßigen Zügen des Personenverkehrs vom ICE bis zu S-Bahn und dem üblichen Güterverkehr mussten zahlreiche Umleiter-Güterzüge über dies Strecke geschleust werden. Bis zu 10 Züge pro Richtung und Stunde konnten zu manchen Tageszeiten beobachtet werden. Unser Autor Karl Ramseier nutzte die Gelegenheit in den vergangenen 14 Tagen, diese nicht alltägliche Vielfalt an Triebfahrzeugen zu dokumentieren.
Vor genau einem Jahr besuchte Karl Ramseier schon einmal Hirschaid, um „Maxl“ zu fotografieren. Die im Dezember 2010 eröffnete S 1 Bamberg—Forchheim—Nürnberg—Hersbruck—Hartmannshof der Nürnberger S-Bahn musste über ein Jahr mit Ersatzfahrzeugen betrieben werden, da die eingeplanten Talent 2-Triebzüge von Bombardier noch keine Zulassung erhalten hatten und auch die Werkstatt-Infrastruktur für die S-Bahnfahrzeuge in Nürnberg noch nicht fertig gestellt war. Die S-Bahn-Ersatzzüge bestanden aus mit Lokomotiven der Baureihe 111 und 143 bespannten x-Wagen. Diese Wagen wurden aus dem Reservebestand der Nürnberger aber auch der Rhein-Ruhr-S-Bahn genommen, der hier gezeigte Zug besteht aus 3 ABx und einem Bxf-Steuerwagen.
Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2011 kommen nun aber die Talent 2 zum Einsatz. In der Karwoche 2012 wurde die S 1 nahezu vollständig auf Talent 2 umgestellt, die am Wochenende in Einfachtraktion eingesetzt werden. 442 266 fährt aus Nürnberg kommend in Hirschaid ein.
Der Einsatz der ehemaligen Reichsbahn-Lokomotiven der DB AG Baureihe 155 ist in der letzten Zeit auf der Frankenwaldbahn deutlich zurückgegangen. 155 109 durchfährt mit einem gemischten Güterzug den Bahnhof Hirschais Richtung Süden.
Dieser Umleiter-Containerzug wird mit einem schwarzen Dispo-Taurus (182 571 D-DISPO- (ES 64 U2-071)) bespannt.
Südlich von Forchheim/Ofr bietet eine Strassenbrücke einen guten Überblick über die in einem großen Bogen verlaufende Bahnstrecke. Eine Talent 2-Doppeltraktion ist als S 1 Richtung Nürnberg unterwegs.
Auf der S 1 sind im Abschnitt Forchheim—Hersbruck bis auf weiteres noch zwei Ersatzgarnituren mit x-Wagen im Einsatz, die mit 143 bespannt werden. Südlich Forchheim begegnet am frühen Abend 143 659 einem Doppelstock-Regionalexpress, der von 146 244 nach Nürnberg geschoben wird.
Wenige Kilometer weiter südlich auf der langen Geraden von Forchheim Süd bis Baiersdorf ist 152 154 mit einem kurzen KLV-Zug unterwegs.
An der gleichen Stelle begegnet uns 139 562. Exemplare der DB-Einheitselloks der fünfziger und sechziger Jahre sind heute recht selten geworden, eine originale E 40 mit Widerstandsbremse ist auf dieser Strecke eine echte Rarität.
Die bei den beiden letzten Aufnahmen als Standpunkt genutzte Straßenbrücke wird gerade von der Wiebe-Maxima(264 011 D-BLP) passiert.
Nicht im Tank, sondern im Schlepp hat diese 145 der Osthannoverischen Eisenbahnen ihren Tiger, den sie vermutlich am Zielort für die letzte Meile zum Rangieren ohne Fahrdraht benötigt.
An der Grenze zwischen Mittel- und Oberfranken bei Baiersdorf befindet sich zurzeit eine Fahrleitungstrennstelle. Anfängliche Gerüchte, demnach die Strecken in Oberfranken auf 25 kV, 50 Hz umgestellt werden soll, erhielten durch den Umstand, dass zwischen Bamberg und Schweinfurt, also zwischen Ober- und Unterfranken – ebenfalls eine Trennstelle eingerichtet wurde, kräftig Nahrung, bestätigten sich aber dann doch nicht, richtig ist vielmehr, dass durch die Sanierung und Verstärkung der 110-kV-Bahnstromleitung von Nürnberg nach Ebensfeld (im Hintergrund erkennbar) die Spannungsversorgung temporär umgestellt werde musste, und die oberfränkischen Streckenteile derzeit von Thüringen mitversorgt werden. Die hierdurch möglichen Spannungsunterschiede in der Fahrleitung erfordern eine Trennstelle, die von elektrischen Fahrzeugen nur mit ausgelegtem Hauptschalter durchfahren werden dürfen. 146 246 mit einem Regionalexpress nach Sonneberg hat gerade die Schutzstrecke durchfahren.
152 001 trägt auch heute noch den Schriftzug „DB Cargo“.
Auch ÖBB-Tauri sind in Deutschland regelmäßig im Güterverkehr anzutreffen. 1116 279 zieht einen Autotransportzug Richtung Norden. Auch bei diem Zug dürfte es sich um einen „Umleiter“ gehandelt haben.
Die Strecke Nürnberg—Fürth—Bamberg der Ludwig-Süd-Nordbahn wurde am 1. September 1844 eröffnet und zählt damit zu den ältesten deutschen Eisenbahnstrecken. Sie wurde bereits in den 1930er-Jahren elektrifiziert. Noch sind die Fahrleitungsanlagen aus dieser Zeit abschnittsweise erhalten, werden aber mit dem geplanten viergleisigen Ausbau ersetzt werden. Noch bezieht 151 014 ihren Strom aus einer historischen Fahrleitung.
Der Kieler „Northrail“ gehören zwei elektrische Lokomotiven der ehemaligen ÖBB-Baureihe 1142. 91 80 1142 579-3 D-NTS, wie diese Lokomotive nun ordnungsgemäß heißt, ist mit einem Getreidezug unterwegs durch Franken.
Was früher die Einheitselloks der Baureihe 140 waren, nämlich eine überall anzutreffende „Landplage“, ist heute die Baureihe 185.
Drehstrom-Antriebstechnik, klimatisierte Doppelstockwagen, elektronische Stellwerke und eine Fahrleitung aus den 1930er-Jahren: moderner Regionalverkehr im Jahre 2012.
Auch schweizerische Triebfahrzeuge sind in Franken zu beobachten: 482 036 der SBB bespannt einen Ganzzug aus geschlossenen Autotransportwagen, aufgenommen zwischen Fürth und Erlangen bei Großgründlach.
Bereits 30 vierteilige Talent 2 sind Mitte April 2012 von Nürnberg aus im Einsatz. 442 240 und ein 442 221 waren an 20. April 2012 auf der S 1 im Einsatz.
Quelle (Text und Fotos) Karl Ramseier