DB bestellt 27 Fernverkehrszüge
13.01.2011 (DB/Lz): Die Deutsche Bahn hat am 12. Januar 2011 beim Hersteller Bombardier 135 moderne Doppelstockwagen und 27 Lokomotiven der Baureihe 146.2 im Gesamtwert von 360 Millionen Euro bestellt. Im Unterschied zu vorherigen Aufträgen von DB Regio werden die Wagen nunmehr mit einer komfortablen Fernverkehrsausstattung geliefert und erhalten demnach die passende weiße Lackierung mit rotem Zierstreifen. Bereits in zwei Jahren sollen diese 27 neuen Züge bei der DB zum Einsatz kommen und dabei einerseits die Modernisierung des Fahrzeugparks fortsetzen und andererseits reguläre IC-Wagen für andere Aufgaben freisetzen. Ein mögliches Einsatzgebiet dieser neuen Flotte sind die so genannten Randnetze, wo durch neue Fahrzeuge mit höherem Komfort auf nachfrageschwächeren IC-Linien neue Kunden gewonnen werden sollen.
Hierzu könnten zum Beispiel die Verbindungen von Norddeich/Mole nach Luxemburg, von Leipzig über Hannover nach Köln und von Dresden über Magdeburg, Hannover und Oldenburg nach Norddeich zählen. Ein Zug wird aus einer Lokomotive der Baureihe 146.2 (die für das angedachte Aufgabengebiet ein zusätzliches Luxemburg-Paket erhalten werden) und aus je einem Steuerwagen 2.Klasse (Bauart DBpbzfa), drei Mittelwagen 2.Klasse (Bauart DBpza) und einem Mittelwagen 1.Klasse (Bauart DApza) bestehen. Damit sind in einer Einheit insgesamt 469 Sitzplätze vorhanden, davon 70 Plätze in der 1.Klasse. Abweichend von den Regio-Varianten erhalten diese Fernverkehrswagen jeweils zwei Toilettenräume, was der längeren Verweildauer der Reisenden im Zug geschuldet ist. Die Höchstgeschwindigkeit der Züge wird 160 km/h betragen.
Sie sind mit LZB ausgerüstet, verfügen über LED-Außen- und Innenanzeige und besitzen TFT-Monitore in den Einstiegs- und Fahrgasträumen. Ebenso sind die Wagen mit Mobilfunk-Repeatern ausgestattet und für WLAN vorgerüstet.
Die Görlitzer Doppelstockwagen sind bei der DB bereits in großen Stückzahlen im Einsatz und zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Laufruhe aus. Die neuen Fernverkehrswagen werden davon profitieren und in Verbindung mit einer modernen Inneneinrichtung ein komfortables Reisen ermöglichen. Einen Vorgeschmack auf diesen Komfort können Reisende aber auch schon heute in Norddeutschland erleben: Die Regionalbahn Schleswig-Holstein setzt auf ihren Strecken von Hamburg nach Kiel und nach Lübeck bereits Doppelstockwagen mit äußerst bequemen Ledersitzen ein, die sich mit dem Fernverkehrsambiente durchaus messen lassen können.
Auch die LNVG unterhält eine große Flotte an Lokomotiven der Baureihe 146 und Görlitzer Doppelstockwagen, mit denen sich auch längere Strecken zurücklegen lassen.
In jedem Wagen wird es mehrere große Ablagen und Stauräume für Gepäck geben. Ob sich diese Handhabung im Fernverkehr bewähren wird, muss der Einsatz in der Praxis zeigen. Im Unterschied zum Nahverkehr führen Reisende in dieser Zugkategorie erfahrungsgemäß mehr und vor allen Dingen größeres Gepäck mit sich, was in Verbindung mit den systembedingt zahlreichen Treppen und den aus den Nahverkehrsfahrzeugen bekannten schmalen Wagenübergängen zum Stau bei den Fahrgastströmen führen könnte. Aber auch hier gibt es ja Erfahrungswerte, zum Beispiel aus der Schweiz: Die SBB setzt schon seit mehreren Jahren insgesamt 341 Doppelstockwagen im IC-2000-Verkehr ein, manche aber auch als IR (InterRegio).
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Unser Tipp zum Weiterlesen:
Die Doppelstockwagen der DB und auch diese neuen Fernverkehrs-Doppelstockwagen werden vom Waggonbau Görlitz der Bombardier Transportation geliefert. Das 1849 gegründete Werk liefert seit mehr als 160 Jahren Schienenfahrzeuge und gehört zu den führenden Unternehmen im Bau von Doppelstockwagen.
Zum 160-jährigen Jubiläum des Werkes entstand das von Wolfgang Theurich verfasste und fortgeschriebene Werk, das die Geschichte der bekannten Fertigungsstätte und der dort entstandenen Fahrzeuge im Detail beschreibt. Das im Format 210 x 297 mm im EK-Verlag erschienene Werk hat einen Umfang von ca. 360 Seiten, enthält mehr als 500 (!!!) Schwarzweiß- und 73 Farbaufnahmen und Dokumente. Das Buch kann unter der ISBN 978-3-88255-564-6 im guten Buchhandel oder unter der Nr. 564 im ekshop.de für nur € 39,90 bestellt werden.