150 Jahre Werk Neumünster – Tag der offenen Tür am 18. Juni 2011

dbmuszug1Heute sind die in Neumünster ausgestellten Fahrzeuge wieder auf der Rückfahrt nach Koblenz. Hier durchfährt der von der E 40 128 gezogene Zug bei strömenden Regen den Bahnhof Buchholz/Nordh. Foto: Dierk Lawrenz 

[19. Juni 2011(DB)}  Gestern hat das Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn in Neumünster sein 150-jähriges Bestehen mit einem „Tag der Offenen Tür“ gefeiert. 

DBmuszug2Hier durchfährt der aus sechs Lokomotiven und sieben Wagen bestehende Zug den Haltepunkt Sprötze. Foto: Dierk Lawrenz

In einem Festakt haben der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen, und die Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahnfür Hamburg und Schleswig-Holstein, Ute Plambeck, in Anwesenheit von Gästen aus Wirtschaft und Politik die Bedeutung des Werkes für die Deutsche Bahn und als wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt und die Umgebung von Neumünster gewürdigt.

„Das Werk Neumünster ist nicht nur für die Instandhaltung der IC-Flotte das Kompetenzzentrum bundesweit, sondern auch für spezielle Umbauten und Sonderarbeiten. Dieses Fachwissen schätzen nicht nur unsere Kunden in ganz Deutschland, sondern auch international. Durch gezielte Investitionen stellt sich das Werk den Herausforderungen in der Zukunft“, so Ute Plambeck.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen gratulierte dem Werk zum Jubiläum: „Vor 150 Jahren schickte sich die Eisenbahn mit großem Erfolg an, sich als modernes Verkehrs- und Transportmittel durchzusetzen. Das Bahnwerk in Neumünster gehört zweifelsfrei zu den ganz wichtigen Infrastrukturprojekten dieser Pionierphase und ist bis heute ein wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder in der Region“, sagte Carstensen.

Im Rahmen des Festaktes werden auch die Neumünsteraner „Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt“ für ihr Projekt für die Integration von fünf Jugendlichen mit Behinderungen im Werk geehrt. 

Im Anschluss an den Festakt wurde feierlich das neue Oberflächenzentrum eröffnet. In der neu erbauten Halle mit einer Gebäudefläche von 845Quadratmetern werden täglich bis zu acht Drehgestelle der Reisezugwagen untersucht, mit Stahlkugeln gestrahlt und neu lackiert. Hierfür wurden inden letzten beiden Jahren 2,4 Millionen Euro investiert. 

Den Besuchern wurde bis zum Abend ein buntes Programm für jung und altgeboten, beispielsweise eine Fahrzeugausstellung mit historischen und aktuellen Lokomotiven und Reisezugwagen sowie verschiedene Modellbahnanlagen. Daneben gab es Werksführungen, Musik und ein abwechslungsreiches Kinderprogramm.    

AwNMSTagdoTuer33p180611Zu den sehenswerten Lokomotiven in Neumünster gehörten u.a. diese echte „Bügelfalte“ 110 348 (links) sowie die 1604 im luxemburgischen CFL-Lack.
Foto: Erik Körschenhausen

1861 begann das Werk Neumünster mit dem Betrieb einer Werkstatt zur Lokomotivenreparatur. Anfang des letzten Jahrhunderts entstand  das „Eisenbahnausbesserungswerk". Im zweiten Weltkrieg wurde das Werk nach Luftangriffen zu 98 Prozent zerstört. Nach dem Wiederaufbau wurde es kontinuierlich erweitert und technisch modernisiert. Kernkompetenz des Werkes Neumünster sind heute die Revision und Instandsetzung von Reisezugwagen. Hierbei ist Neumünster das deutschlandweite Kompetenzzentrum vor allem für die Wagen des IC-Systems.

In den letzten Jahrzehnten ist das Werk schrittweise modernisiert worden und bietet somit heute einen hohen Qualitätsstandard.  Allein in den letzten Jahren wurden die Gleisanlagen modernisiert und umgebaut sowie u. a. Radsatzdrehmaschinen erneuert. Ein Hallenneubau für den Austausch von Radsätzen sowie ein Neubau einer Fertigungshalle für sechs Wagen soll in den nächsten Jahren erfolgen.

Im Werk erfolgen auch viele Umbauten und Spezialarbeiten sowohl an Sitz- alsauch an Liegewagen, wie beispielsweise Inneneinrichtungen, Änderungen an den Energieversorgungsanlagen und Drehgestellen. Die derzeit von der Regionalbahn Schleswig-Holstein zwischen Hamburg und Flensburg eingesetzten Wagen des Schleswig-Holstein-Expresses wurden aus ehemaligen Interregio-Wagen im Werk Neumünster umgebaut. 

Ebenfalls stark ausgeprägt ist das technische Know-How im Bereich der Drehgestelle und Radsätze, die hier überarbeitet und geprüft werden. Dieses breite Produktportfolio spiegelt sich inzwischen in einem weit gefächerten Kundenstamm wieder. So werden mittlerweile neben den Fahrzeugen derDeutschen Bahn auch Fahrzeuge von Firmen wie beispielsweise Vossloh, Arriva,den SBB (Schweizer Bundesbahnen), den ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) der CD (Tschechische Bahn) oder aus Dänemark in Neumünster gewartet und repariert. Das Werk ist nach DIN EN ISO 9001 zertifiziert und verfügt über die Zulassung der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung nach DIN 31051 sowie die notwendigen Zulassungen bei internationalen Kunden. Auch zukünftig werden weitere Investitionen im Werk Neumünster erforderlich sein, denn  die ICs sollen bei der DB ab 2016 durch den Triebzug ICx ersetzt werden.   

Im Werk sind derzeit über 700 Mitarbeiter beschäftigt. Aktuell werden 44 Auszubildende als Fertigungsmechaniker, Elektroniker für Betriebstechnik, Fachkraft für Lagerlogistik, Mechatroniker, Elektroniker für Geräte/Systeme sowie in dualen Studiengängen der Berufsakademien ausgebildet.

(Im Zug DBM 339 nach Koblenz sind folgende Fahrzeuge unterwegs: E 40 128 + E 41 001 + 110 348 + 113 311 + 217 014 + CFL 1604 + sieben Wagen).

dbmuszug3Zurück nach Koblenz: Die Ausstellungsfahrzeuge aus Neumünster werden von der E 40 128 nach Hause gebracht. Foto: Dierk Lawrenz