Die Abschiedsfahrt des VT 610
[20. Dezember 2014] DB Regio würdigte den aus dem fahrplanmäßigen Einsatz scheidenden VT 610 am 16. Dezember 2014 mit einer Abschiedsfahrt von Hof nach Nürnberg, wobei dort – fast schon symbolhaft – das DB Museum als Endpunkt angefahren wurde.
Neben einigen Ehrengästen, deren Anzahl deutlich geringer war als bei den Eröffnungsfahrten in den Jahren 1992 und 1993, konnte - zu einem Freundschaftspreis von 20 Euro - jedermann an der Abschiedsfahrt teilhaben.
610 019/519 und 610 015/515 präsentierten sich zu ihrem Abschied innerlich und äußerlich in einem Topzustand. Beide Züge hatten erst im Jahre 2012 im Werk Hof ein „Aufhübschungsprogramm“ erhalten und waren auch antriebs- und neigetechnikmäßig in Bestform, so daß die Fahrgäste der Abschiedsfahrt letztmalig die perfekte Neigetechnik des 610 erleben durften.
Besonders für die Teilnehmer, die aus Nürnberg mit dem Nachfolger 612 angereist waren, war der Unterschied im Fahrverhalten der beiden Baureihen eindrücklich feststellbar. Dies führte in der Presse und in den einschlägigen Internetforen zu etlichen Kommentaren und Kritik an der Bayerischen Eisenbahn Gesellschaft (BEG), deren „Qualitätsvorgaben“ letztlich für das Ausscheiden des VT 610 aus dem Fahrgastbetrieb ursächlich ist.
Die bogenschnelle Abschiedsfahrt wurde auf den ursprünglichen Systemhalten Marktredwitz, Kirchenlaibach, Pegnitz, Neuhaus und Hersbruck für Foto- und Pressetermine unterbrochen. In Neuhaus dokumentierte ein Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks den Abschied des ersten deutschen funktionierenden Neigezugs.
Endpunkt der Abschiedsfahrt in Nürnberg war das Freigelände des DB Museums, wo für die Fahrtteilnehmer die Möglichkeit bestand, das Museum und seine Fahrzeugsammlung zu besichtigen. In einem Pressegespräch lies Uwe Domke die Einsatzgeschichte des 610 nochmals Revue passieren und würdigte dessen einzigartige Erfolgsgeschichte. Der am 31.Mai 1992 mit dem Motto „Mit Takt und Tempo“ begonnene Neigetechnikbetrieb in Nordostbayern sei seinerzeit ein voller Erfolg gewesen und Vorbild für weitere Neigetechniknetze in ganz Deutschland gewesen. Trotz des einen oder anderen Problemchens sei der Pendolino „ein sehr stabiles technisches Gerät“ gewesen. Aber die Ansprüche und auch die technische Entwicklung gehen weiter. Deshalb seien auch die Anstrengungen den 610 in Tschechien einzusetzen erfolglos gewesen.
Bereits am 18.12.14 wurden sechs der acht noch in Hof vorhandenen mit eigener Kraft in zwei Zügen (Erster Zug: 610 019/519 + 610 015/515 + 610 014/514; Zweiter Zug: 610 005/505 + 610 016/516 + 610 003/503) zum Stillstandsmanagement nach Hamm/Westf abgefahren. In Hof verbleiben zunächst 610 011 und 610 012, die mueseal erhalten werden sollen: 610 011 beim DB Museum und 610 012 beim Verkehrsmuseum Dresden.
Wieso diese beiden Züge ausgewählt wurden ist nicht ganz nachvollziehbar: Der ehemalige Messzug 610 001, der immerhin bis Trondheim in Norwegen und bis nach Nimes in Südfrankreich gekommen war, oder der 610 004, der mit über 280 km/h der schnellste aller deutschen Pendolini war, wären sicher die historisch wertvolleren Fahrzeuge gewesen und weisen zudem noch bessere Fristen auf.
Text und Bilder: Karl Ramseier und Freunde
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