In memoriam Wolfgang Clößner

xEPV0026Wolfgang Clößner war auch in China unterwegs. Foto: Udo Kandler

Am 11. März 2015 verstarb Wolfgang Clößner, Jahrgang 1955, ganz unerwartet an den Folgen eines Herzinfarktes.

„Ein Leben unter Volldampf“, so titelte der Kölner Stadtanzeiger einen Artikel über das Lebenswerk von Wolfgang Clößner. Treffender kann man seine Lebensweise kaum auf den Punkt bringen.

Er liebte die Abwechslung, Veränderung, Kreativität und die Herausforderung. In seinen fotografischen Arbeiten spiegelt sich das ebenso wider wie in den von ihm gestalteten Filmen („Deutsche Dampfende Republik“, „Reite den Feuerdrachen“…). Eines seiner größten Projekte und verwirklichten Träume war jedoch die Gründung und der Aufbau des Museums der Rhein-Sieg Eisenbahn (RSE) in Asbach im Westerwald.

Wolfgang Clößners offene Art auf Menschen zuzugehen, half immer wieder das Eis zu brechen und so manche Hürde auf dem Weg zur Vollendung seines Lebenstraums erfolgreich zu überwinden. 

Schon in frühester Kindheit kam Wolfgang Clößner mit der Rhein-Sieg-Eisenbahn (Spurweite 785 mm) in Kontakt. Damals wohnte er noch in Menden (Rheinland). Und schon mit 12 Jahren entdeckte er die Leidenschaft zur Fotografie. Im Bahnbetriebswerk der RSE in Hennef nahm er im Jahre 1967 das erste Mal „seine“ spätere Lokomotive 53 auf, die dort noch in Diensten der Rhein-Sieg-Eisenbahn stand. Sie war eine der modernsten Schmalspurdampf¬lokomotiven Deutschlands und ist heute die letzte noch existierende Dampflok der ehemaligen RSE. Die Bröltalbahn, welche mit zum Netz der RSE gehörte, war eine der ersten deutschen Schmalspurbahnen überhaupt. Sie diente dem Basaltabbau und der Erschließung der Region zwischen Beuel und dem Westerwald.

In der Szene bekannt geworden ist Wolfgang Clößner früh durch Bildbeiträge zu den unterschiedlichsten Bahnthemen. Die westdeutsche Bundesbahn interessierte ihn ebenso wie die Strecken, Lokomotiven und Menschen bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR. Dorthin unternahm er seit Mitte der 1970er Jahren mehrere Film- und Fototouren. Ein bewegender Bildband von ihm („Auf dem Müll der Geschichte“) befasste sich mit der Zeit während und nach der Wende bei der DR.

Wolfgang Clößner lebte seinen Traum mit der Liebe zur Eisenbahn, die er immer als Kulturgut betrachtete. Jedoch war sie auch sein Schicksal. Durch einen Unfall auf einer Fototour im Jahre 1987, wobei er das linke Bein verlor, war er fortan als Rollstuhlfahrer unterwegs. Das veränderte zwar seine fotografische Sichtweise, jedoch nie seine Liebe zur Eisenbahn und seinen unbändigen Tatendrang. Selbst Reisen zu entfernten Bahnen waren für ihn kein Hinderungsgrund. Mit Freunden reiste er nach Indien, Kuba, Südamerika und China.  Und quer durch Europa: Polen mit seinem Dampfbetrieb war ein häufiges Ziel.

Sein größtes Lebenswerk war das Rhein-Sieg-Eisenbahnmuseum in Asbach, das mit dem Erwerb der Lok 53 der Bröltalbahn und deren Überführung im Jahre 2000 in ihre alte Heimat Gestalt annahm. In den folgenden Jahren wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Asbach im Westerwald, seinem engsten Weggefährten Carsten Gussmann, und vielen anderen fleißigen Helfern tatkräftig am Aufbau des Museums gearbeitet.

Im Jahre 2012 konnte er schließlich auch seinen lange gehegten Wunsch, den Umzug von Bonn in das ehemalige, von Grund auf originalgetreu restaurierte Empfangsgebäude in Asbach vollziehen. Im Jahr darauf holte er schließlich noch die ehemalige RSE-Diesellok V 13 von der Zillertalbahn in die alte Heimat zurück. Das RSE-Museum Asbach ist untrennbar mit dem Namen eines großartigen Eisenbahnfreundes verbunden.                                    

Till Mosler