DB Regio Nord: Ersatzkonzept auf der Marschbahn

x5 NOB245203Tornesch2p261116245 203 durhfährt am 26.11.2016 den Bahnhof Tornesch. Foto: Erik Körschenhausen

Wie in EK 1/2017 berichtet, mussten die von der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) auf der Marschbahn Hamburg-Altona – Westerland eingesetzten Married-pair-Wagen nach der Feststellung von Haarrissen an den Kupplungen am 10.11.2016 kurzfristig abgestellt werden. Die Aufrechterhaltung des Betriebes gestaltete sich schwierig.

Bis zum Fahrplanwechsel am 11.12. mietete die NOB insgesamt neunzig Wagen weiterer Unternehmen an, darunter von Bahn Touristik Express, National Express und Euro Express. Vom Mutterkonzern Transdev wurden mit VT 701, 704 und 705 drei Triebwagen der Baureihe 0648 genutzt. Die zur Verfügung stehenden Reisezugwagen wurden in den buntesten Kombinationen eingesetzt, was insbesondere die Fotofreunde freute.
Mit der planmäßigen Übertragung der Leistungen auf das DB Regio-Unternehmen Regionalbahn Schleswig-Holstein (RBSH) wurde in Absprache mit dem Aufgabenträger nah.sh ein neues Einsatzkonzept entwickelt. Durch den Ausfall der Married-pair-Wagen musste die DB kurzfristig ein Ersatzkonzept entwickeln. Insgesamt sind 143 Wagen eingeplant, davon allein vierzig von DB Fernverkehr. Die Regionalbahn Schleswig-Holstein (RBSH), ein Unternehmen von DB Regio RB Nord, stellt 25 Wagen zur Verfügung. Weitere Fahrzeuge kommen aus verschiedenen DB Regio-Unternehmen, so von Express-Netz NRW (19 Wagen), von Südostbayernbahn (15 Wagen), von Bayern (10 Wagen), von Nordost (6 Wagen), von Süd-Ost (2 Wagen) und jeweils ein Fahrzeug von Baden-Württemberg, Süd-West, NRW, und RAB. Da die Wagen teilweise erst mit dem Fahrplanwechsel frei wurden, kamen übergangsweise auch je 6 Wagen von TRI und Bahn Touristik Express (BTE) zum Einsatz.
Die bisher üblichen 10-Wagen-Züge sind nicht möglich, auch entfällt das Stärken bzw. Schwächen der Züge. Das Konzept sieht zehn Umläufe und einen Reservepark vor. Zur Stabilisierung des Fahrplans erfolgt in Hamburg-Altona eine überschlagende Wende (77 statt 17 Minuten). Die Parks werden aus sechs bis acht Wagen gebildet. Die Fahrzeuge sind nicht klimatisiert, der 1. Klasse-Anteil ist geringer. Da die Wagen Drehfalt- statt Automatiktüren haben, die auch keinen barrierefreien Einstieg erlauben, kann es zu Haltezeitüberschreitungen kommen. Aufgabenträger wie Betreiber hoffen jedoch, dass die Fahrzeitreserven Verspätungen reduzieren.

x5NOB245213Halstenbek1p271116245 213 bei Halstenbek am 27.11.2016. Foto: Erik Körschenhausen
Das Fahrplanangebot wird trotz allem deutlich verbessert. Zwischen Hamburg-Altona und Husum wird ein fester Stundentakt angeboten. Neben den Systemhalten gibt es zusätzliche Halte in Glückstadt, Wilster, Burg, St. Michaelisdonn und Meldorf während der frühen Morgenstunden und abends. Für die Durchführung der IC- und Autozüge werden täglich bis zu vier Züge nördlich von Husum um 15 Minuten verschoben, der Halt Morsum entfällt. Zwei weitere Züge werden um 30 Minuten verschoben.

Das Fahrplanangebot zwischen Niebüll und Westerland kann in der Sommersaison (April bis Oktober) verdichtet werden. Insgesamt fünf Züge werden neu angeboten bzw. der Verkehrszeitraum ausgeweitet.
Als RE-Linie 60 werden zwei Sprinter-Zugpaare für Tagesausflügler an den Sommerwochenenden zwischen Hamburg-Altona und Westerland verkehren. Sie halten nur in Husum, Niebüll, Klanxbüll, Morsum und Keitum und benötigen für die 238 km lange Strecke zwei Stunden 36 Minuten. Im Juli und August gibt es mit RE 4191/4190 an den Wochenenden ein Sprinter-Zugpaar Westerland – Hamburg Hbf – Westerland, das zusätzlich in Heide (Holst) hält und in Hamburg gute Anschlüsse an das Fernverkehrsnetz bietet. Die Lage der RB-Linie 62 Heide (Holst) – Itzehoe wird um 30 Minuten verschoben, wodurch Anschlüsse an die RB-Linie 61 von/nach Hamburg Hbf sowie in Heide (Holst) wieder an die RB-Linie 63 Büsum – Neumünster mit kurzen Übergangszeiten hergestellt werden. Die RB-Linie 62 verkehrt abends eine Stunde länger bis ca. 22 Uhr, danach übernimmt die RE-Linie 6 die Halte. Welche Fahrzeuge neben den drei VT auf der RB-Linie 62 zum Einsatz kommen, wird derzeit geprüft.
Ende September hat DB Regio den ersten von 15 Married-pair-Zügen sowie die drei VT übernommen. Ab dem Fahrplanwechsel wird die Instandhaltung im Werk Hamburg-Langenfelde und Neumünster durchgeführt. Die NOB soll jedoch Dienstleistungen im Bereich Tanken, Fahrzeugabstellung, Außenreinigung sowie Ver- u. Entsorgung in Husum erbringen.

Jürgen Lorenz