Am 1. Dezember fuhren die ersten Reisezüge vom reaktivierten Bahnhof Neuenhaus. Es handelte sich um Nikolauszüge des Vereins Graf MEC, die mit der ehemaligen BE-Diesellok D 12 bespannt waren.               Fotos: Roland Hertwig

[8. Dezember 2018]  In den letzten Jahrzehnten haben zahlreiche Bahnhofsgebäude ihre Funktion verloren, verfielen, wurden verkauft oder abgerissen. Der umgekehrte Fall, dass Bahnhofsgebäude wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt werden, ist selten. Bei der Bentheimer Eisenbahn (BE) geschieht dies zurzeit. Die BE will den SPNV auf ihrem Streckenabschnitt Bad Bentheim – Neuenhaus Mitte 2019 nach 44-jähriger Pause reaktivierten.

So präsentierte sich das reaktivierte Bahnhofsgebäude von Neuenhaus am 1. Dezember.

Um möglichst viele Fahrgäste in die Züge zu locken, soll das Reisen und das Warten auf die Züge so angenehm wie möglich gestaltet werden. Daher möchte man den Reisenden für die Wartezeit mehr als nur Wetterschutz bieten. In diesem Jahr wurden die Bahnhofsgebäude in Neuenhaus und Bad Bentheim reaktiviert. Das Gebäude in Neuenhaus hatte nach der Einstellung des BE-Schienenpersonenverkehrs im Jahre 1974 verschiedenen Zwecken gedient, zuletzt als Jugendbegegnungsstätte. Es ist grundlegend modernisiert worden und beherbergt nun ein Reisebüro mit Fahrkartenverkauf, einen gastronomischen Betrieb und einen Warteraum.

Der Eingangsbereich des reaktivierten Bahnhofsgebäudes von Neuenhaus. Im rechten Flügel befindet sich nun ein Reisebüro, im linken ein gastronomischer Betrieb.

Auch das Umfeld des Bahnhofs wurde umgebaut: u. a. entstanden ein neuer Bahnsteig, neue Bushaltestellen, neue Parkplätze und neue Fahrradunterstellmöglichkeiten. Ähnlich verlief die Umgestaltung des Bahnhofsgebäudes in Bad Bentheim.Dieses Gebäude gehörte bis vor wenigen Jahren der DB. Obwohl Bad Bentheim ein IC-Halt ist, hielt die DB es nicht für nötig, für die Fahrgäste einen geheizten Warteraum vorzuhalten. Daher wurde das Gebäude an einen Investor verkauft. Da die DB nicht mehr damit rechnete, dass das Gebäude je als Bahnhof dienen würde, wurden bei der Erhöhung der Bahnsteige alle Türen zum Hausbahnsteig zugemauert. Auf Umwegen gelangte das Gebäude zur BE, die es zunächst provisorisch nutzte. Nun mussten Fahrgäste, die auf direktem Weg vom Fahrkartenschalter zum Bahnsteig wollten, aus dem Fenster klettern. Diese kuriose Situation wurde im Fernsehen gezeigt und hat das Bahnhofsgebäude deutschlandweit berühmt gemacht.

Das reaktivierte Bahnhofsgebäude in Bad Bentheim am 4. Dezember. Der historische Kern erhielt näherungsweise sein ursprüngliches Aussehen zurück.

Inzwischen wurde das Gebäude mustergültig renoviert. Dabei wurde Wert darauf gelegt, dass der historische Kern des Gebäudes näherungsweise sein ursprüngliches Aussehen erhielt. Natürlich kann man jetzt wieder vom Bahnsteig aus durch Türen in den Warteraum, das Reisebüro und den gastronomischen Betrieb gelangen. Nun ist das Bahnhofsgebäude in Nordhorn an der Reihe. Es wird 2019 renoviert und 2020 in Betrieb gehen. Es wird dann nicht nur dem Publikumsverkehr dienen, sondern auch das digitale Stellwerk der BE beherbergen. Dieses ist während der Umbauphase in einem Containergebäude auf dem Bahnsteig untergebracht.

 Text/Fotos: Roland Hertwig