Seit dem 7. Juli ein alltägliches Bild: Im Stundentakt verlassen Züge der BE den Bahnhof Nordhorn in Richtung Bad Bentheim. Am 9. Juli passiert VT 111 das VHS-Gebäude der Kreisstadt.

[9. Juli 2019] Am 7. Juli wurde auf dem Streckenabschnitt Bad Bentheim - Nordhorn - Neuenhaus der Bentheimer Eisenbahn (BE), der beachtlichen Güterverkehr aufweist, nach 45-jähriger Pause der Schienenpersonenverkehr wieder aufgenommen. Seither verkehren die neuen Triebzüge der BE als RB 56 von 5.30 Uhr bis 22.30 Uhr im Stundentakt über diesen Streckenabschnitt, am Wochenende beginnt der Stundentakt etwas später. Alle Züge haben in Bad Bentheim direkten Anschluss an die Linie RB 61 der Eurobahn (Bielefeld – Hengelo/NL). Auch wurde das Busliniennetz der Grafschaft Bentheim neu geordnet und konsequent auf den SPNV ausgerichtet.

Bemerkenswert ist, dass die SPNV-Reaktivierung weitab von Großstädten und industriellen Ballungsgebieten in einem von der Landwirtschaft geprägten Raum erfolgt ist, wie diese Aufnahme des VT 113 bei Brandlecht zeigt.

Im Bahnhof Nordhorn finden stündlich Zugkreuzungen statt. Dazu hat der Bahnhof einen neuen Mittelbahnsteig erhalten. Dabei wurde Wert auf Kundenfreundlichkeit gelegt. So ist der Bahnsteig überdacht worden, weist übersichtliche Zugzielanzeigen auf und eine analoge Bahnhofsuhr, auf der man (im Gegensatz zu „Blechelsen“) die Uhrzeit jederzeit und auf große Entfernungen gut erkennen kann.

Im März 2015 hatte die niedersächsische Landesregierung beschlossen, die Reaktivierung des SPNV bei der BE finanziell zu fördern. Für die Reaktivierung hatten sich alle Parteien in der Landesregierung, im Kreistag und in den Kommunen ausgesprochen. Dieser Konsens in Politik und Bevölkerung sorgte für eine verhältnismäßig schnelle und problemlose Umsetzung des Beschlusses. Zunächst waren rund 60.000 Ingenieur- und Technikerstunden nötig, um die für den Personenverkehr notwendigen Arbeiten zu planen und zu betreuen (Oberbausanierung für eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, Bau neuer Gleise in den Bahnhöfen Neuenhaus, Nordhorn, Nordhorn Süd und Hestrup für Zugkreuzungen und -überholungen, Bau eines Elektronischen Stellwerks in Nordhorn, von dem aus 66 Signale (mit PZB 90 gesichert) und 20 Weichen bedient werden. Alle Bahnübergänge entlang des SPNV-Streckenabschnittes, die sich nicht aufheben ließen, wurden technisch gesichert. Im Bahnhof Neuenhaus wurde ein neuer Seitenbahnsteig, im Bahnhof Nordhorn ein neuer Mittelbahnsteig gebaut, beide teilweise überdacht. In Neuenhaus Süd und Nordhorn-Blanke wurde neue Haltepunkte geschaffen, um die Städte besser mit dem SPNV zu verknüpfen. In Quendorf wurde benachbart zum ehemaligen Bahnhof ein Haltepunkt errichtet, von dem aus ein Buszubringer nach Schüttorf verkehrt, so dass auch diese Stadt vom SPNV profitiert. Die Bahnsteige aller Bahnhöfe und Haltepunkte haben eine Länge von 110 m und eine Höhe von 76 cm. Die Bahnsteighöhe entspricht der im IC-Bahnhof Bad Bentheim, so dass nun an allen Bahnsteigen barrierefrei ein- und ausgestiegen werden kann.

 Für die Wartung und Instandhaltung der neuen Triebzüge muss die BE-Werkstatt in Nordhorn Süd vergrößert werden. Diese Arbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen. Das Bild zeigt den Zustand vom 23. Juni 2019.

Die BE hat fünf Triebzüge des Typs LINT 41 bei Alstom gekauft. Außerhalb der Hauptverkehrszeiten pendeln zwei Einzelfahrzeuge zwischen Bad Bentheim und Neuenhaus, die sich jeweils im Bahnhof Nordhorn begegnen. In den Hauptverkehrszeiten werden sie zu Doppeltraktionen verstärkt. Sie tragen die Betriebsnummern VT 111 bis 115 sowie Namen von Mitgliedern des Bentheimer Fürstenhauses.

Alle Triebzüge tragen Namen des Bentheimer Fürstenhauses. Hier sieht man die Beschriftung, die VT 115 unter dem Führerstandsseitenfenster trägt.

Text/Aufnahmen: Roland Hertwig