Der Einsatz der Baureihe 151 vor den schweren Massengutzügen endet – eine Ära geht zu Ende!
[24. Oktober 2019] Nun ist es so weit: Nach über vierzig Jahren Einsatz der sechsachsigen Elloks der Baureihe 151 vor den schwersten Erzzügen Westeuropas ist nun die Ablöse in Form der Baureihe 189 da.
Seit Jahren sinkt der Stern der sechsachsigen Güter-Elektrolokomotiven der Baureihen 151 und 155 unaufhaltsam, um so schneller, seitdem die restlichen Fahrzeuge vor zwei Jahren an den Münchner Lokvermieter Railpool verkauft und größtenteils zurück gemietet wurden. Somit sind im Bestand der Deutschen Bahn AG nur noch die „Ludmillas“ der Baureihen 232 / 233 die letzten sechsachsigen Lokomotiven.
Die Baureihe 151 ist die Nachfolgerin der Baureihe 150, deren letzten Exemplare 2003 aus dem aktiven Dienst bei der DB ausgeschieden sind. Gebaut wurden von 1972 bis 1978 genau 170 Maschinen für die Deutsche Bundesbahn, die auch gleich im schweren Montan- und Massengutverkehr eingesetzt wurden – oft in Doppeltraktion.
Anfang der 70er Jahre trat der Betreiber des riesigen Stahlwerks in Salzgitter, der damals bundeseigenen „Salzgitter AG“, mit dem Wunsch an die Deutsche Bundesbahn heran, einen noch zuverlässigeren und leistungsfähigeren Erzverkehr auf der Schiene zu bekommen, da die bisherigen Erzpendel von Emden die zu dieser Zeit gewaltige Expansion des Stahlkonzerns nicht leistungsfähig genug waren. Daher wurde in Hamburg gemeinsam von der Salzgitter AG und der HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) im Hafen ein neuer Massenguthafen und -bahnhof gebaut, das ab 1977 größte Massengutumschlagterminal Deutschlands. Zahlen können am besten beeindrucken: 2014 wurden unter anderem 8.862.000 t Eisenerz und 5.460.000 t Kohle umgeschlagen!
Und seitdem starten dort an allen sieben Tagen in der Woche, viermal pro Tag die schwersten Erzzüge Westeuropas ihre Reise nach Salzgitter-Beddingen mit einer Bruttolast von 5.000 bis 6.000 Tonnen. Eingesetzt werden spezielle sechsachsige Schüttgutwagen, die eigens für diese Verkehre konstruiert wurden, der Bauarten Faals / Falrrs mit automatischer Mittelpufferkupplung (AK), da die normale Schraubenkupplung nur für Bruttolasten bis ca. 4.400 Tonnen zugelassen ist, und den beiden sechsachsigen Elloks der Baureihe 151, die ebenfalls die AK haben. Kommen ausnahmsweise Lokomotiven mit normaler Schraubenkupplung zum Einsatz, gibt es dafür zweiachsige Adapterwagen Us996, die beide Kupplungsarten tragen und für Notfälle haben die AK-151er auch Nothakenkupplungen, die manuell mit starker Muskelkraft eingehängt werden müssen.
Über vierzig Jahre lang haben die Lokomotiven der BR 151 zuverlässig den Dienst vor den schweren Zügen getan. Und lange deutete es sich an, dass Ersatz kommen muss, weil die 151er auch schon langsam ziemlich verschlissen waren und technisch schon lange nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind – es sind die letzten Elloks ohne Drehstromantriebstechnik. Welch' Ironie, die ersten Drehstromserienloks der BR 120 gehen auch bald den Weg des alten Eisens. Auf der anderen Achse des Erzverkehrs – Rotterdam Maasvlakte - Dillingen Hütte, wo auch diese sechsachsigen Erzwagen mit AK eingesetzt werden, fahren seit fast zehn Jahren schon die vierachsigen Viersystem-Elloks der Baureihe 189 (18 Maschinen mit C-AKv-Kupplungen – Nachfolger der AK69-Kupplung, kompatibel) – da in Holland ein anderes Stromsystem genutzt wird und man den Wunsch hatte, die schweren Erzzüge ohne Lokwechsel an der deutsch-holländischen Grenze durchfahren zu lassen.
Nun sollen die „Holländerinnen“ der Baureihe 189 auch zwischen Hamburg und Beddingen die schwersten Erzzüge bespannen. Da ist die Tonnage aber ein wenig höher, als die von Rotterdam nach Dillingen. Es sollen weitere Maschinen dieser Baureihe umgebaut und mit C-AKv-Kupplungen ausgestattet werden – zur Zeit sind es die echten „Holländerinnen“ mit ihren weißen Kontrastflächen auf den Fronten bei uns im Norden. Seit einer Woche bespannen sie einige der "Beddinger", wie die Erzzüge nach Salzgitter genannt werden – ein im Norden noch ungewohnter Anblick. Nur noch drei der AK-151er sollen für etwaige Notfälle vorgehalten werden.
Das Ende ist nah! Adieu Baureihe 151.
Text/Aufnahmen: Erik Körschenhausen
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