DB und Land stellen Zehn-Punkte-Plan für besseren Bahn-Verkehr im Norden vor

00001 500Foto: BerniBahn

[3.2.2024] Das Schienennetz in Schleswig-Holstein wird in den nächsten Jahren umfassend saniert. Gemeinsam mit dem Land Schleswig-Holstein hat die Deutsche Bahn (DB) einen umfassenden Sanierungsplan entwickelt, der die Verbesserungen des Schienennetzes und der Bahnhöfe bis 2030 aufzeigt. Philipp Nagl, Vorstandsvorsitzender der DB InfraGO AG, und Tobias von der Heide, Schleswig-Holsteins Verkehrs-Staatssekretär haben das Programm heute vorgestellt. Vor allem die besonders belasteten Streckenabschnitte sollen in einen besseren Zustand versetzt werden, um künftig mehr Güter über die umweltfreundliche Schiene zu transportieren und immer mehr Fahrgästen einen attraktiveren Nah- und Fernverkehr anzubieten.

Philipp Nagl, Vorstandsvorsitzender der DB InfraGO AG: „Qualität und Pünktlichkeit sind in Schleswig-Holstein seit Längerem nicht so, wie sie sein sollen. Das ist absolut unbefriedigend für Eisenbahnverkehrsunternehmen, Kunden, Reisende und auch für uns und unsere Mitarbeitenden. Mit dem 10-Punkte-Plan werden die Züge wieder pünktlicher und zuverlässiger. Unter anderem erneuern wir die Stellwerkstechnik an der Küste, investieren in den Korridor nach Dänemark und wollen die geplante Batterie-Fabrik „Northvolt“ an das Netz anbinden.“

Tobias von der Heide, Verkehrs-Staatssekretär Schleswig-Holstein: „Ich hoffe sehr, dass das Bahnnetz in Schleswig-Holstein sehr schnell den bundesweit letzten Platz für den schlechtesten Zustand verliert. Die derzeit niedrigen Pünktlichkeitsquoten sind für alle Fahrgäste sehr belastend. Daher freue ich mich, dass die DB jetzt eine Sanierungsoffensive starten wird.“

Das Land, der Bund und die DB investieren in den nächsten Jahren massiv in die Schiene im Norden. Neben der Generalsanierung des Hochleistungsnetzes (u.a. Hamburg-Berlin ab 2025) und großen Bau-Projekten wie der S4 zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein sowie der Anbindung der Festen Fehmarnbeltquerung arbeiten die DB und das Land an diesen zehn Maßnahmen:

Ausbau der Marschbahn:

Die Planungen für den zweigleisigen Ausbau zwischen Niebüll und Klanxbüll (Festland) sowie zwischen Morsum und Tinnum (Sylt) laufen auf Hochtouren. Durch den Ausbau soll auf der überlasteten Strecke ein leistungsfähiger und zuverlässiger Nah-, Fern- und Güterverkehr zwischen der beliebten Nordseeinsel und dem Festland ermöglicht werden. Die Erstellung der Vorplanung soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein. Im Anschluss erfolgt die Parlamentarische Befassung. Zusätzlich finden auf der Marschban auch kurzfristig Instandhaltungsmaßnahmen statt. Von März bis Mai werden in Tinnum auf knapp zwei Kilometern die Gleise erneuert. Im Dezember sind Gleisarbeiten und die Erneuerung eines Bahnübergangs zwischen Morsum und Keitum geplant. Im südlichen Bereich der Marschbahn werden zwischen Elmshorn und Glückstadt die Gleise erneuert.

Neue Stellwerkstechnik an der Küste:

In Westerland (Sylt), Niebüll und Tönning ersetzt die DB alte Stellwerke durch neue Elektronische Stellwerkstechnik (ESTW-Technik). Dies ist ein entscheidender Baustein für einen leistungsfähigen und stabilen Zugbetrieb. Die Stellwerke Westerland und Tönning gehen Mitte bzw. Ende März in Betrieb, das neue ESTW in Niebüll voraussichtlich bis Ende 2026. Künftig kann dann der gesamte Zugverkehr entlang der nördlichen Westküste Schleswig-Holsteins aus dem zentralen ESTW in Husum gesteuert und überwacht werden.
Ausbau der Strecke Kiel-Preetz: In mehreren Bauabschnitten wird die rund 80 Kilometer lange Strecke zwischen Kiel und Lübeck modernisiert. Ziel ist es, die Fahrtzeit für Fahrgäste zwischen den beiden größten Städten im Norden zu verkürzen und das Zugangebot zu erhöhen. Aktuell im Fokus steht der Ausbau des Abschnitts zwischen Kiel und Preetz, der 2026 in Betrieb gehen soll. Dabei sollen auch drei zusätzliche Haltestellen gebaut (Schwentinental-Gutenbergstraße, Preetz Nord, Preetz-Krankenhaus) und zwei weitere ertüchtigt werden (Elmschenhagen, Preetz).

Ausbau der Akku-Ladeinfrastruktur:

Schleswig-Holstein bekommt das erste größere Netz weltweit, in dem Akkuzüge für den Regionalverkehr eingesetzt werden. Auf ca. 460 Kilometer Strecke (u.a. Kiel-Flensburg, Neumünster-Bad Oldesloe) werden gemeinsam mit der Nah.SH künftig 55 Triebwagen mit E-Antrieb anstatt Dieselfahrzeuge eingesetzt. So werden bis zu zehn Millionen Liter Diesel eingespart. 68 Prozent aller Strecken in Schleswig-Holstein werden bis Ende 2024 elektrisch befahren. In Heide sollen die Oberleitungsinseln für die Akkuzüge im Februar in Betrieb gehen, es folgen Husum und Tönning (April) sowie Kiel (vls. Dezember).

Northvolt-Anbindung:

Das Land Schleswig-Holstein, die NAH.SH und die Deutsche Bahn bilden eine neue Projektorganisation, um den Schienenausbau für die Northvolt-Anbindung voranzutreiben. Für den Güterverkehr rechnen DB und das Land Schleswig-Holstein mit einem Bedarf von bis zu 12 Zugpaaren täglich von und nach Heide. Im Fokus steht eine Ertüchtigung der Strecke Heide - Neumünster. Im nächsten Schritt soll die Finanzierung geklärt werden, um die nötigen Maßnahmen planen zu können.
Strecken-Erneuerung Hamburg-Kiel: Die vielbefahrene Strecke soll modernisiert werden und für Pendler und Touristen einen zuverlässigeren Zugverkehr schaffen. Zwischen Elmshorn und Tornesch werden dafür in diesem Jahr Gleise erneuert, ebenso in Neumünster. In Bordesholm werden neue Weichen verbaut. Zwischen Brokstedt und Neumünster errichtet die DB neue Lärmschutzwände. Zwischen Dauenhof und Wrist werden Bahnübergänge erneuert.

Sanierung der Strecke Hamburg-Lübeck:

Bis Ende des Jahres laufen auf der Strecke zwischen Ahrensburg und Bad Oldesloe umfangreiche Bauarbeiten unter dem rollenden Rad. Wegen der Gleisbauarbeiten und der S4 kommt es im Sommer und im Herbst deshalb zu mehrtägigen Sperrungen zwischen Hamburg und Lübeck. Im zweiten Halbjahr 2027 ist die Generalsanierung der Strecke geplant.
Arbeiten zwischen Neumünster und Flensburg: Ebenfalls in diesem Jahr gehen die Gleisarbeiten zwischen Neumünster und Flensburg weiter, u.a. mit Gleisarbeiten im Bereich der Rendsburger Hochbrücke und einem neuen Bahnübergang zwischen Jübek und Flensburg Weiche.

Schönere Bahnhöfe:

Die DB und das Land investieren in den nächsten Jahren weiterhin massiv in die Modernisierung etlicher Bahnhöfe im Norden. Mit Inbetriebnahme des ESTW in Tönning sind auch alle Bahnhöfe der Strecke nach St. Peter-Ording vollständig barrierefrei ausgebaut. 2024 werden u.a. die Bahnsteige in Neustadt (i.H.) und Sierksdorf erneuert, die Bahnsteige in Schwarzenbek bekommen ebenfalls eine Schönheitskur und ein Bahnsteigdach, um Fahrgästen einen besseren Wetterschutz zu bieten. 2025 beginnt der Neubau der Station „Bad Oldesloe Ost“. Ab 2026 ist die Modernisierung zahlreicher Empfangsgebäude geplant, u.a. in Flensburg und Kiel. Ab 2027 sollen die Bahnhöfe in Neumünster, Husum, Westerland und Bordesholm modernisiert werden, u.a. mit erneuerten Bahnsteigen und Dächern. 2027 beginnt zudem der Neubau der Haltestelle Büdelsdorf. Bis 2029 soll das denkmalgeschützte Empfangsgebäude in Rendsburg saniert werden.

In den Korridor nach Dänemark wird umfangreich investiert:

Im Norden werden in Schleswig-Holstein auf der Strecke von Maschen über Neumünster bis zur dänischen Grenze bis 2027 fünf neue elektronische Stellwerke (ESTW) gebaut und anschließend mit „ETCS“ („European Train Control System“) ausgestattet. Diese Technik bedeutet die Einführung eines einheitlichen europäischen Zugsicherungssystems – heißt: Über die Ländergrenzen Europas hinweg soll der Zugverkehr einfacher und schneller rollen. Dafür baut die DB InfraGO AG jetzt fünf Stellwerke: Schleswig, Owschlag, Rendsburg, Osterrönfeld und Wrist. Damit ist der Grundstein für die „Digitale Schiene Deutschland“ im Norden auf der wichtigen europäischen Güterzug-Strecke von Skandinavien bis Süddeutschland gelegt („ScanMed-Korridor“). Die neue Stellwerkstechnik ist auch entscheidend, weil sie die Bestandsstrecke deutlich weniger störanfällig macht und die Instandhaltung erleichtert.
Das Schienennetz in Schleswig-Holstein umfasst rund 1123 Kilometer und 137 Bahnhöfe. Rund 40,5 Millionen Reisende sind jährlich in den Zügen des Regionalverkehrs im Norden unterwegs. 2022 wurden rund fünf Millionen Tonnen Güter über die Schiene transportiert.

Quelle: Deutsche Bahn

Fotos: BerniBahn