Eisenbahnchronik Bergisches Land

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00001 500Das Empfangsgebäude Remscheid Hbf aus dem Jahr 1911

Beim Eisenbahn-Kurier ist in diesen Tagen der ersten Band der Eisenbahnchronik Bergisches Land erschienen (DIN A 4, 304 Seiten mit 425 Abbildungen). Das Buch wendet sich an alle, die sich für die Verkehrsgeschichte im Bergischen Städtedreieck interessieren. Zu jeder Strecke und jedem Bahnhof sind Pläne vorhanden, die Texte sind durch viele einmalige Aufnahmen aus der Anfangszeit bis heute nachvollziehbar in hervorragender Druckqualität bildlich dargestellt.

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Die drei Bergischen Großstädte Wuppertal, Remscheid und Solingen werden gemeinsam durch die heutige S 7 verbunden. Diese S-Bahn-Strecke setzt sich aus vier verschiedenen Strecken zusammen. Wuppertal hatte bereits 1841 von Düsseldorf her Bahnanschluss, 1850 waren bereits von drei Bahnen vorhanden. Die Erschließung der beiden anderen Städte war wegen der Topographie schwierig. Erst 1867 war Solingen von Ohligs aus und ein Jahr später auch Remscheid von Wuppertal-Oberbarmen über Ronsdorf, Lüttringhausen und Lennep mit der Bahn erreichbar. Nach der Inbetriebnahme begann in beiden Städte ein Wirtschaftswachstum, das den Bau weiterer Bahnen nach sich zog.

x1935 Wupper Brücke Rauenthal P 1070 Ri. Krebsöge DRB 74 849 Bw Lep Carl BellingrodtDie Wupper-Brücke Rauenthal mit dem P 1070 und der 74 849 vom Bw Lennep. Foto: Carl Bellingrodt

Ab Lennep (bis 1929 Kreisstadt) wurden drei Bahnen gebaut. Von Remscheid baute man zwei Nebenbahnen mit drei Bahnhöfen und einem Haltepunkt. Solingen erhielt auf Umwegen über Wald und Gräfrath eine weitere Bahn und zwei weitere Bahnhöfe Da Remscheid mit dem Anschluss über Lennep unzufrieden war, die Steilstrecke aus dem Tal der Wupper auf die bergischen Höhen ließ einen Schnellzugbetrieb nicht zu, forderte man eine bessere und direkte Anbindung an den Rhein. Diese konnte nur verwirklicht werden, wenn das tiefe Tal der Wupper überquert wurde.

x1896 Müngstener Brücke MAN Werkfoto 1647Der Bau der Müngstener Brücke.

1893 wurde mit dem Bau der Verbindungsbahn Solingen – Remscheid begonnen. Hierzu errichtete man die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands, mit der seinerzeit wegen des sogenannten freien Vorbaus Ingenieurgeschichte geschrieben wurde. 1897 waren die beiden Städte direkt verbunden. Der geplante Bau der direkten Strecke Dortmund – Remscheid – Solingen – Köln kam wegen des ersten Weltkriegs nicht zustande.

Wegen der großen Kurvenradien konnten die gewerbereichen Täler des Eschbachs und des Morsbachs zunächst nicht erschlossen werden, so dass hier Anfang der 1890er Jahre schmalspurige Kleinbahnen gebaut wurden. Dank weitsichtiger Unternehmer an der Stadtspitze fuhr in Remscheid – trotz der topographisch schwierigsten Verhältnisse – 1893 die erste elektrische Straßenbahn in Westdeutschland, die bis 1907 die steilste Adhäsionsbahn Deutschlands und über 75 Jahre in Betrieb war. Solingen erhielt vier Jahre später seine erste Straßenbahn. Von (Wuppertal-) Barmen aus war 1894 die erste zweigleisige elektrische Zahnradbahn eröffnet worden, deren Verlängerung im südlichen Bereich anfangs von der Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn betrieben wurde, ehe letztere von der Barmer Bergbahn übernommen wurde. In der Folgezeit entstanden weitere Klein- und Straßenbahnen, die an die bestehenden Kleinbahnen angebunden wurden, so dass ein großes zusammenhängendes Meterspurnetz entstand, das sich vom Ruhrgebiet im Norden bis nach Wermelskirchen im Süden erstreckte. Es gab Kleinbahnen, die ausschließlich Personenverkehr betrieben, andererseits wurde auf Straßenbahnen Güterverkehr durchgeführt.

Darüber hinaus gab es noch eine Vielzahl von Bahnen des nicht öffentlichen Verkehrs als Anschluss- oder Werkbahnen mit zum Teil eigenem Lokbetrieb, die Bergische Stahl-Industrie-Gesellschaft besaß das größte Werkbahnnetz der Region. Das Unternehmen war anfangs auch Fahrzeughersteller und entwickelte sich zum Zulieferer für die Bahnindustrie, es wurden u. a. die Bremsen für den ICE sowie automatische Rangierkupplungen entwickelt und gebaut.

x1956 Remscheid Hbf neues Empfangsgebäude und Reste Bahnsteighalle Luftbild unbekannt Slg. Zeno PillmannRemscheid Hbf mit dem neuen Empfangsgebäude und den Resten der Bahnsteighalle. Luftbild 1956: Slg. Zeno Pillmann

Von den vielen einst vorhandenen Bahnen sind heute nur noch die Hauptbahn Wuppertal – Remscheid – Solingen und die Nebenbahn Remscheid Hbf – Remscheid-Bliedinghausen vorhanden. Dank zweier Remscheider Unternehmen findet auch noch Güterverkehr auf der Schiene statt.

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Band 1 beschreibt den Bau der Strecken und Bahnhöfe sowie der Bahnbetriebswerke der ehemaligen preußischen Landkreise Lennep und Solingen mit der Stadt Remscheid. Es werden umfangreich die Hintergründe erläutert und zu den Strecken die wichtigen Daten in Tabellen wiedergegben. Im Band 2 ist dem Verkehr und Betriebsmaschinendienst gewidmet.