Die Ericusbrücke in Hamburg

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Die Ericusbrücke

Dieses kleine Bauwerk gehört heute zu den ältesten Drehbrücken Deutschlands. Sie entstand 1870 als kombinierte Eisenbahn- und Straßenbrücke, um die von der Innenstadt über die Wandrahmbrücke kommende Straße Poggenmühle mit der Stockmeyerstraße am Lohseplatz zu verbinden, wo zu der Zeit bereits die Vorbereitungen zum Bau des Hannoverschen Bahnhofs liefen. Gleichzeitig wurde die Brücke in der Holzbohlenfahrbahn mit einem Gleis versehen, mit dem über eine Weiche vom Hafenbahngleis der Berlin-Hamburger Eisenbahn eine Schienenverbindung vom Berliner Bahnhof und vom Klosterthor-Bahnhof zum Hannoverschen Bahnhof hergestellt wurde.

Ericusbruecke10Das Portal des Hannoverschen Bahnhofs. Gut ist im Vordergrund das von der Ericusbrücke ankommende Gleis zu sehen.

Die genietete, mit zwei Stützrädern versehene Stahlbrücke ruht auf einem Mittelpfeiler aus Sandstein und hat als Besonderheit zwei unterschiedlich lange Arme aufzuweisen. Während der Nordarm einen Radius von nur 17,7 m misst, hat der Südarm eine Länge von 18,04 m. Die Breite der Brücke beträgt 8,90 m. Wie zu jener Zeit üblich, führte man auch diese Brücke beweglich aus, um den zu jener Zeit noch wesentlich intensiveren Binnenschiffsverkehr, besonders für die hier eintreffenden, für den Wochenmarkt mit Obst- und Gemüse beladenen Schiffe, nicht zu sehr zu behindern. 

Der Eisenbahnverkehr über die Ericusbrücke

Nach Aufnahme des Eisenbahnbetriebes am Hannoverschen Bahnhof wurden auf der bisher für den Güterverkehr vorhandenen Strecke auch Personenzüge überführt, die über die Verbindungsbahn von Schleswig-Holstein und Altona am Klosterthor-Bahnhof eingetroffen waren.

ericusbruecke7Überführung eines Personenzuges durch die Bahnhof-Strasse vom Klosterthor-Bahnhof zum Hannoverschen Bahnhof.

Nach einem kurzen Halt ging die Fahrt von dort in Schrittgeschwindigkeit und in Begleitung eines vorauslaufenden, eine Flagge schwenkenden Eisenbahners durch die Bahnhof-Straße zum Oberhafen, über den Oberhafen hinweg zum Brooktor und von dort abzweigend über die Ericusbrücke und über den Bahnhofsvorplatz hinweg durch das Portal in den Hannoverschen Bahnhof. Von Harburg ankommende und nach Norden weiterfahrende Züge mussten ebenfalls über dieses Gleis in gleicher Weise überführt werden. Die Ericusbrücke, und dass ist das Besondere, nahm zu jener Zeit den gesamten Schienen-Personenverkehr auf, der aus Richtung Harburg über den Hannoverschen und den Klosterthor-Bahnhof nach Altona und Schleswig-Holstein und zurück führte. Der aus Schleswig-Holstein, Altona und aus Richtung Lübeck und Berlin nach Süden und zurück laufende Güterverkehr wurde zwar auch noch durch die Bahnhof-Straße begleitet, von dort aber alsbald aber über die Gleisverbindungen Brooktorkai, am Brooktor und dann in einem großen Halbkreis über die den Magdeburger Hafen querende Baakenbrücke dem Güterbahnhof südlich des Hannoverschen Bahnhofs zugeführt, von wo die weitere Zugbildung Richtung Süden erfolgte. Der Personenverkehr über die Ericusbrücke wurde jedoch noch für einige Jahrzehnte beibehalten, wobei täglich 10 − 15 Zugpaare durch die Straßen und über die Brücke geführt wurden.